Orgelprojekt Petersdom
Die von Aristide Cavaillé-Coll geplante Monumentalorgel für den Petersdom in Rom.
- Interview mit Bernhard Leonardy im „Vatican Magazin”, deutsch
- Interview mit Bernhard Leonardy in „Inside the Vatican”, englisch
- Disposition der Cavaillé-Coll-Orgel
Brief von Bernhard Leonardy mit dem Initiativkreis „Realisierung des Projektes einer symphonischen Orgel für den Petersdom in Rom in Anlehnung an die Vorgaben von Aristide Cavaillé-Coll“ an Papst Benedikt XVI
(englisch PDF, italienisch PDF):
Sua Santità
Papa Benedetto XVI
Palazzo Apostolico
00120 CITTA’ DEL VATICANO
Staat der Vatikanstadt
Heiliger Vater,
anlässlich Ihres Besuches in Regensburg im Jahre 2006 nahmen Sie zur großen Freude der Freunde der Kirchenmusik in aller Welt die Weihe der „Papst-Benedikt-Orgel“ in der Basilika „Unserer Lieben Frau zur Alten Kapelle” in Regensburg vor und sagten, Musik und Gesang seien mehr als eine Zierde des Gottesdienstes. „Feierliche Kirchenmusik mit Chor, Orgel, Orchester und Volksgesang ist keine die Liturgie umrahmende und verschönende Zutat, sondern eine wichtige Weise tätiger Teilnahme am gottesdienstlichen Geschehen“. Feierliche Kirchenmusik könne bei vielen Menschen zu mehr Freude am Glauben führen.
Am 17. Januar 2007 wurde von Ihnen das Ihrem Vorgänger Papst Johannes Paul II. gewidmete Orgelregister "Voix humaine" für die Basilika Minor in Saarbrücken im Anschluss an die Generalaudienz in Rom gesegnet, und Sie sprachen hier von der besonderen Wichtigkeit der Kirchenmusik für die Lebendigkeit der Gemeinden und damit für die Zukunft unseres Glaubens.
Im Jahre 2009 am Vorabend des Cäcilienfestes erfolgte eine Einladung an zahlreiche Künstler in die Sixtinische Kapelle und es begann ein neues Kapitel zwischen Kirche und Kunst. „Mit großer Freude empfange ich euch an diesem festlichen Ort, der so reich an Kunst und Geschichte ist. Ich grüße jeden von euch sehr herzlich und danke euch, dass ihr meiner Einladung gefolgt seid. Durch diese Begegnung möchte ich die Freundschaft der Kirche mit der Welt der Kunst ausdrücken und erneuern, eine Freundschaft, die durch die Zeiten hindurch immer enger geworden ist. Seit seinen Anfängen hat das Christentum den Wert der Kunst erkannt und klugen Gebrauch gemacht von den verschiedenen Ausdrucksformen der Kunst, um die unveränderliche Botschaft der Erlösung zu übermitteln. Diese Freundschaft muss fortwährend gefördert und genährt werden, so dass sie authentisch und fruchtbringend ist, angepasst an die verschiedenen historischen Epochen und aufmerksam gegenüber sozialen und kulturellen Verschiedenheiten. Das ist der Grund für unser heutiges Treffen”.
Solch strahlende Hoffnungszeichen werfen leider gleichzeitig dunkle Schatten, in diesem Fall auf die Problematik des Fortbestandes der Kirchenmusik in der Zukunft. Einerseits ständig von der aktuellen Finanzsituation bedroht, andererseits in der Liturgie von Ersatzformen geistig armen Niveaus oft übertönt, erhebt sie ihre Stimme oft nur noch unvernehmlich.
Die Zahl der Kirchenmusiker, welche die große Musiktradition unserer Kirche bewahren können, befindet sich in alarmierender Abwärtsbewegung.
Daher braucht die Musica Sacra neben allen schriftlichen Darlegungen ein klingendes Zeichen für die Überzeugung, dass die Kirchenmusik die faszinierendsten Schlüssel zum Verständnis Gottes und seiner Liebe für unsere Welt enthält.
Der genialste Orgelbauer der symphonischen Orgelkunst, Aristide Cavaille-Coll, eine Art „Michelangelo“ seiner Zunft, hat durch den Klang seiner Werke den Blick für diese tiefe Wahrheit geöffnet.
Sein auf Anregung von Papst Pius IX. minutiös geplantes und in allen Details überliefertes musikalische Vermächtnis einer monumentalen Orgel für den Peterdom in Rom, blieb ihm nur aufgrund damaliger politischer Erwägungen versagt. Noch heute befindet sich in den Räumen der Kuppel des Petersdomes ein exaktes Modell in einem Maßstab von 1/10 dieses für die Kirchenmusik bahnbrechenden Vorhabens.
„Nur wer Wurzeln hat, kann auch Frucht tragen. Und nur wer zurückschaut, kann auch vorwärts gehen.“ Welch ein lebendiges Zeugnis der einmaligen Bedeutung der Kirchenmusik als Symbol eines gleichsam ewigen göttlich-musikalischen Atems im Jetzt und in der Zukunft wäre eine Realisierung dieses Instrumentes in der Gegenwart!
Die Kosten eines solchen Projektes konnten auf unsere Initiativen hin durch private Sponsoren bereits sichergestellt werden.
Die Realisierung wäre der mit allen Sinnen greifbare Neubeginn einer Renaissance zwischen Kirche und Kunst im Dienste am Weinberg unseres gemeinsamen Glaubens.
Eine wohlwollende Prüfung seitens Ihrer Heiligkeit dieses unseres „klingenden Zukunftsplanes“ für die Musica Sacra wäre der entscheidende Schritt zur möglichen Realisierung.
Mit vorzüglicher Hochachtung verbunden mit harmonischen Grüßen mächtiger Orgeltöne unzähliger Befürworter
Bernhard Leonardy