Die Orgel in der Basilika St. Johann Saarbrücken

Disposition der Orgel der Basilika St. Johann Saarbrücken



Die Orgel als ein über die Jahrhunderte von Menschenhand gefertigtes und mit „Atem“ versehenes Musikinstrument vermag wie kein anderes eine Hoffnung auf das Ewige und Wahre darzustellen. Leider verfügte die Basilika über kein Instrument, das den ständig wachsenden liturgischen oder konzertanten Aufgaben gerecht wurde.


Chronologie zur Ergänzung der Orgel in der Basilika St. Johann Saarbrücken

Die ehemalige Orgel der Basilika St. Johann Saarbrücken wurde von der Orgelbaufirma Johannes Klais (Bonn) im Jahre 1975 erbaut. Rund 2/3 des Pfeifenbestandes waren neu, 1/3 stammten aus der Vorgängerorgel von 1933. Bei der damaligen Konzeption der Orgel spielten zwei Faktoren eine entscheidende Rolle:

  • Mit den damals vorhandenen Geldmitteln der Gesamtrenovierung für die Orgel sollte vor allem ein der Innenarchitektur adäquates Orgelgehäuse geschaffen werden. Diesem Umstand verdanken wir, dass der wunderbare Orgelprospekt in Anlehnung an die Stummsche Vorlage der Ludwigskirche Saarbrücken erstellt wurde.
  • Die Orgeldisposition der Register folgte der Idee des damaligen Organisten Dr. Theo Klein, dessen Klangideal ganz in einer Orgel des italienischen Barock zu finden war.

Diese Ausweitung des Registerfundus in Richtung romantischer Musik trägt nicht nur der urkatholischen Idee des Ansprechens aller Sinne und Gefühle Rechnung. Romantische Musik und ihre Wirkung auf die Seele der Menschen gilt als wiederentdecktes Lebenselixier in einer technokratischen Welt. Die Idee des Kontemplativen, des musikalisch angeleiteten und unterstützten Gebetes wurde durch nachfolgende Klangmodifizierung erst möglich.

Durch die Orgelerweiterung eröffnete sich das ganze Spektrum der Orgelliteratur, sämtliche Musik aller Epochen ist interpretierbar. Die Registerqualität der Orgel war zwar sehr gut, insgesamt ließ sie aber nur die stilgerechte Darstellung von Komponisten des Barockzeitalters zu. So war eine Erweiterung der Orgel nicht nur für konzertante, sondern vor allem auch für ihre liturgischen Dienste von hohem Wert, insbesondere auch im Hinblick auf die Rolle der Basilika als Mittelpunktkirche unserer Landeshauptstadt.

Standortfrage

Das vorhandene Orgelwerk war eine in sich geschlossene Einheit, welche nicht verändert werden sollte. Zur Erweiterung bot sich der Anbau einer Marienorgel und einer Ludwigsorgel an, die auf den beiden vorderen Emporen in den beiden ehemaligen Fürstenlogen Platz fanden. Diese einmalige Gelegenheit, in einem Gotteshaus über verschiedene Orgelemporen zu verfügen, versprach ein einzigartiges Klangerlebnis. Alle Orgeln können sowohl separat als auch gemeinsam erklingen, gesteuert von einem Organisten am neuen Hauptspieltisch. Der Fürst wurde gleichsam durch die Kunst ersetzt und sie dient mit ihren Klängen der Musica sacra.

Der neue Spieltisch an der Marienorgel – französisches Werk

Als Vorbild diente das Récit expressif der Orgel in der "Eglise Notre-Dame" in Metz.

Marienorgel – französisches Werk

Für diese Orgel wurde eine Kopie von Orgelregistern Aristide Cavaillé-Colls erstellt. Der französische Orgelbauer Cavaillé-Coll, der „Silbermann der Romantik“, war das größte Orgelgenie seiner Epoche. Er baute Orgeln in fast allen großen Kathedralen der Welt. Eine berühmte, weil unverändert gebliebene Orgel Cavaillé-Colls steht in der Pfarrkirche Notre-Dame von Metz, unserer französischen Partnergemeinde. Das Schwellwerk dieser Orgel, d. h. der romantische Kern der Orgel, wurde kopiert, die entsprechenden Mensuren des Pfeifenmaterials wurden übernommen und die Intonation der Register konnte ganz nach romantischem Vorbild erfolgen.



Ein solches Vorhaben barg nicht nur klangliche, sondern auch enorme politische, geschichtliche und wertkonservierende Aspekte in sich, die im Hinblick auf ein zusammenwachsendes Europa einen ganz hohen Stellenwert haben sollten. Der Prospekt dieser Orgel wurde ganz in Anlehnung an den Prospekt der Hauptorgel gestaltet (identische Harfenfelder, optische Pfeifenmensuren in Anlehnung an die große Orgel usw.). Die Register dieses Werkes ergeben eine separate 2manualige mechanische Orgel mit eigenem Spieltisch. Hierdurch entstehen wunderbare neue liturgische Möglichkeiten:

  • Werktagsgottesdienste und Gottesdienste der Fasten- und Adventszeit können auf der kleineren, aber sehr differenzierten Orgel gespielt werden.
  • Solisten können von der vorderen Empore musizieren, sind für die Gemeinde sichtbar und dadurch weniger anonym.
  • Das ganze Repertoire für zwei Orgeln ist darstellbar.
  • Das ganze Repertoire für Bläser und Orgel im Wechsel ist von den beiden Emporen aus darstellbar.
  • Die Orgel kann bei Konzerten Begleitfunktionen übernehmen usw.

Ludwigsorgel – spanisches Trompetenwerk

Um 1677 sind im spanischen Orgelbau die berühmten spanischen Trompeten entstanden. Die Blüte dieser Chamaderegister war um 1750, also zu der Zeit der Grundsteinlegung unserer Basilika.



Den phantastischen Effekt dieser Register verdanken die Pfeifen der horizontalen Anordnung und der Erhöhung des Winddruckes. Diese Orgel wird nur vom Hauptspieltisch der großen Orgel angesteuert. Insgesamt wurde durch die Errichtung zweier symmetrischer Orgelprospekte die auf den Hochaltar ausgerichtete Architektur des Raumes und die Einheit des Hochaltares als Gesamtkunstwerk noch verstärkt.

Als Vorbild diente das Horizontalzungenwerk der „Kathedrale von Salamanca“
1. Trompeta Magna 16’
2. Trompeta real 8’
3. Clarin 4’
Becher nach spanischem Vorbild am Schalltrichter aufgeworfen

Hauptorgel – italienisches Werk

Von dem neuen fünfmanualigen Gesamtspieltisch der großen Orgel können alle drei Orgeln sowohl separat als auch gleichzeitig bis hin zu einem grandiosen „Tutti“ angesteuert werden. Auch hier ergeben sich neue, fast unzählige liturgische und konzertante Möglichkeiten.



Ist die vordere Orgel für die einfacheren Gottesdienste bestimmt, kann man an Heiligenfesten Epistelorgel und Hauptorgel benutzen, an Sonntagen und Hochfesten dann alle drei Orgeln (grandiose Wirkungen lassen sich bei feierlichem großem Einzug durch den Alternatimsgebrauch der drei Orgeln erreichen). Um der Gesamtorgel das nötige Klangfundament zu geben, wurde hinter der jetzigen Hauptorgel ein Untersatz 32’ und ein Contrafagott 32’ installiert.